Hintergründe sexualisierter Gewalt

Sexualisierte Belästigung am Telefon

Sexualisierte Belästigung am Telefon ist Gewalt auf Distanz.
Sehr viele Frauen werden Opfer von sexualisierter Belästigung am Telefon. Der Umfang der Belästigung reicht von einer einmaligen Belästigung über regelmäßige Anrufe bis hin zu systematischem Telefonterror, der zu jeder Tages- und Nachtzeit ausgeübt wird. Telefonische Belästigung kann in vielen verschiedenen Formen Ausdruck finden: Auflegen, Stöhngeräusche, Schweigen, sexuelle Anspielungen, Überredungsversuche zu sexuellen Handlungen, Drohung vorbeizukommen, Androhung von sexualisierter Gewalt usw.

Frau mit Handy

Die Täter nutzen die Macht ihrer Anonymität.
Die Täter nutzen ihre Anonymität gezielt aus, um ihre Opfer zu verunsichern und sie in Angst zu versetzen. Ein eindeutiges Täterprofil eines telefonischen Belästigers lässt sich nicht erstellen. Es gibt sowohl unbekannte Täter, die willkürlich die Nummer irgendeiner Frau wählen, als auch Täter, die den Frauen bekannt sind. Diese können z.B. Nachbarn, Kollegen oder Bekannte, aber auch Ex-Partner oder Männer sein, die von der Frau abgewiesen wurden. Häufig geben sich die Belästiger zunächst als Vertreter öffentlicher Stellen wie Polizei, Ämter, Schulen oder als Ärzte aus, um möglichst viele Informationen über die Frau zu erhalten.

Die Folgen telefonischer Belästigung können gravierend sein.
Telefonische Belästigungen bedrohen und es können, vor allem bei systematischer Belästigung, langfristige körperliche und seelische Beeinträchtigungen auftreten. Nicht selten gehen die Anrufe mit dem Verlust des Sicherheitsgefühls der Frauen einher. Sie reagieren z.B. allgemein sehr ängstlich auf das Klingeln des Telefons, trauen sich nicht mehr, den Hörer abzunehmen, oder fühlen sich in ihrer Wohnung und auch auf der Straße nicht mehr sicher. Viele Frauen fragen sich stets, was der Täter über sie weiß, ob er sie beobachtet usw. Dadurch verlieren Betroffene nicht selten das Vertrauen in nahestehende Personen, da jeder der potentielle Täter sein könnte. Die Frauen stehen permanent unter Anspannung und leiden unter Ruhelosigkeit.

Was können Sie vorbeugend gegen telefonische Belästigung tun?

  • Sie können auf die Eintragung in Telefonbüchern, bei der telefonischen Auskunft und in sonstigen Verzeichnissen verzichten.
  • Wenn Sie auf einen Eintrag nicht verzichten möchten, können Sie sich z.B. nur mit Ihrem Nachnamen und einem Buchstaben des Vornamens eintragen lassen.
  • Gehen Sie möglichst zurückhaltend mit Ihren persönlichen Daten um. Dies gilt für geschäftliche Kontakte, z B. mit Banken, Versicherungen, Versandhäusern usw., aber auch für namentlich aufgegebene Inserate in der Zeitung, etwa bei der Arbeitssuche, bei Kaufangeboten oder bei Kontaktanzeigen.

Was können Sie als Opfer telefonischer Belästigung tun?

  • Wenn Sie einen Anruf als sexualisierte Belästigung erkennen oder empfinden, legen Sie den Hörer direkt und kommentarlos auf.
  • Ein kräftiger Pfeifton einer Trillerpfeife direkt in den Telefonhörer kann eine wirksame Methode sein, um den Anruf zu beenden oder weitere Anrufe des Täters zu verhindern.
  • Außerdem können Sie Ihren Anrufbeantworter einschalten. Das Risiko, obszöne Nachrichten auf dem Band zu hinterlassen, gehen die Täter nämlich nur sehr selten ein.
  • Bei digitalen Telefonapparaten können Sie durch das Eingeben einer Tastenkombination (vgl. Bedienungsanleitung des Telefons) "Ruhe vor dem Telefon" haben. Dann können keine Anrufe mehr eingehen. Sie können jedoch selbst weiter anrufen.
  • Falls Sie den Anruf annehmen, sollten Sie nach Möglichkeit sehr ruhig und gelassen reagieren. Die Täter wollen durch ihre Anrufe provozieren, gelingt ihnen das nicht, sinkt das Risiko wiederholter Belästigungsanrufe.
  • Sie können bei der Telefongesellschaft eine neue Nummer (= Geheimnummer) beantragen oder eine Fangschaltung installieren lassen. Die Kosten müssen von Ihnen selbst getragen werden.
  • Es gibt über einige Telefonanbieter ein Sicherheitspaket, das das Programmieren bestimmter Sicherheitsfunktionen (z.B. Abweisung anonymer Anrufe) möglich macht.
  • Falls Sie per SMS belästigt werden, sollten Sie die Nachrichten aufbewahren, da sie eventuell als Beweise dienen können.
  • Sexualisierte Belästigung am Telefon können Sie auch bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft anzeigen.
  • Über weitere Möglichkeiten beraten wir Sie gerne.