Sexualisierte Belästigung im Internet

Sehr viele Frauen werden Opfer von sexualisierter Belästigung/ sexualisierter Gewalt im Internet. Digitale Gewalt geschieht überall dort, wo sich Menschen online treffen, austauschen und vernetzen. Die Gewalt findet über Messanger, soziale Netzwerke, in Online-Spielen oder per Mail oder SMS statt. Der Lebensraum Internet wird zum Tatort. Zudem geschieht die Gewalt im digitalen Raum oftmals eng vernetzt mit Angriffen in der physischen Welt. Der Umfang der Gewalt reicht von verbaler Belästigung in Form von Nachrichten oder Kommentaren in sozialen Netzwerken, dem Versenden von Bildern, sog. Dick Pics, dem Sexting-Missbrauch, über Cybergrooming bis hin zu Vergewaltigung.

Beispiele für Gewalt im Internet:

  • Beleidigen, Bedrohen, verbale Belästigungen oder Versenden bewusster Falschnachrichten über Smartphones und in sozialen Medien
  • Versendung von Bildmaterial, Nacktfotos, Filmen sexualisierten Inhalts ohne Kenntnis und Einverständnis der Betroffenen
  • Einstellung von Bildern oder Informationen über eine Person auf Internetplattformen oder in Netzwerken ohne deren Kenntnis
  • Erpressung und Drohung der Veröffentlichung mit privaten Aufnahmen
  • Anfertigung von Bildmontagen mit sexualisierten und pornografischen Inhalten und Einstellung ins Netz
  • Identitätsdiebstahl oder Veröffentlichung personenbezogener Daten im Netz
  • Cyber-Stalking, Verfolgung, Installierung von Spy-Apps oder anderer Formen der Überwachung z.B. im Kontext häuslicher und sexualisierter Gewalt
  • ungewollte Zusendung von pornographischem Material oder sexualisierter Abbildung
  • Anbahnung von Kontakten mit dem Ziel sexualisierter Übergriffe
  • Sexualisierte Übergriffe und Vergewaltigungen mit dem Ziel der Dokumentation, Verbreitung und dem Verkauf im Internet und sozialen Medien

Täter nutzen vier gewaltbegünstigende Eigenschaften des Internets aus*

  • Fehlen einer Hoheitsinstanz
    Die Regelungen der Zuständigkeiten und Kompetenzen ist unklar. Demnach kommt es häufig zu juristischen Problematiken, da häufig nur allgemeine oder keine Gesetze in Bezug auf den digitalen Raum bestehen. Die Ahndung von Straftaten ist somit häufig schwierig.
  • Fehlen von Zutrittsbarrieren
    Die Teilhalbe am Internet ist einerseits niedrigschwellig. Jeder Mensch hat die Möglichkeit Informationen zu veröffentlichen und zu verbreiten. Dadurch wächst die Gefahr, dass schädliche oder illegale Inhalte von jedem Menschen verbreitet werden.
  • Anonymität der Täter
    Die Täter nutzen häufig ihre Anonymität gezielt aus, um ihre Opfer zu verunsichern und sie in Angst zu versetzen. Ein eindeutiges Täterprofil eines Belästigers lässt sich nicht erstellen. Es gibt sowohl unbekannte Täter, die willkürlich die Nummer, bzw. die Profile irgendeiner Frau wählen, als auch Täter, die den Frauen bekannt sind. Diese können z.B. Nachbarn, Kollegen oder Bekannte, aber auch Ex-Partner oder Männer sein, die von der Frau abgewiesen wurden.
  • Verbreitungsgeschwindigkeit von Informationen
    Die Verbreitung schädlicher Inhalte kann kaum unterbunden werde. Gelangen schädliche Inhalte ins Internet, ist es schwierig oder unmöglich diese zurückzurufen oder rückgängig zu machen.

*vgl. Bauer 2021, S. 103-112 in “ bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe, Nivedita Prasad (Hg.) (2021): Geschlechtsspezifische Gewalt in Zeiten der Digitalisierung”.

Die Betroffenen sind der Gewalt dauerhaft ausgesetzt

Frauen und Mädchen sind der Gewalt oft dauerhaft ausgesetzt, da das Smartphone ständiger Begleiter ist und in allen Lebensbereichen eingesetzt wird. Digitale Gewalt kann zu jeder Tages- und Nachtzeit ausgeübt werden.

Folgen von digitaler Belästigung

Die Folgen digitaler Gewalt sind ähnlich wie bei analoger Gewalt. Es kann z.B. zu psychischem Stress, Probleme mit der Familie/ und oder Freundinnen, sowie Rückzug aus dem Internet und sozialer Isolation kommen. Es können, vor allem bei systematischer Belästigung, langfristige körperliche und seelische Beeinträchtigungen auftreten.

Nicht selten geht die Belästigung im Internet mit dem Verlust des Sicherheitsgefühls der Frau einher.
Viele Frauen fragen sich auch, was der Täter über sie weiß, was er im Internet verbreitet hat und was möglicherweise mit den Inhalten im Internet noch geschieht. Die Frauen sind mitunter stark angespannt und leiden unter Ruhelosigkeit.

Was können Sie vorbeugend gegen digitale Belästigung tun?

  • Konten in Messengern und social media Plattformen auf nicht öffentlich einstellen
  • Unterschiedliche Passwörter – sichere Passwörter
  • Möglichst wenig Spuren im Internet hinterlassen, um Identitätsdiebstahl zu vermeiden

Was können Sie als Opfer digitaler Belästigung tun?

  • Den Belästiger beim jeweiligen Dienst melden/ blockieren
  • Inhalte dokumentieren/ Screenshots machen zur Beweissicherung
  • Website Anbieter auffordern, die Bilder zu löschen
  • juristische Schritte prüfen
  • Unterstützung holen, indem Sie mit Freundinnen, Ihrer Familie oder einer Beratungsstelle sprechen
  • mit anderen Betroffenen sprechen
  • Pause machen von sozialen Medien

 

Umfrage zum Thema 'Sexualisierte Belästigung im Internet'

Wir führen eine Umfrage zum Thema 'Sexualisierte Belästigung im Internet' durch, um einen Überblick über die Häufigkeit und die Erscheinungsformen zu erhalten. Über folgenden Link können Sie an der Umfrage teilnehmen: www.survio.com/survey/d/G9M9U9I4K1U0M8A1E

 

 

 

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