Sexualisierte Belästigung im öffentlichen Raum

Sexualisierte Belästigung ist für Frauen und Mädchen alltäglich. Sie findet sowohl im öffentlichen Raum als auch im privaten Umfeld statt. Betroffene erleben sexualisierte Belästigung zu jeder Tages- und Nachtzeit. Hierbei handelt es sich um (non-) verbale oder körperliche Übergriffe, die unerwünscht sind. Die häufigsten Formen sind anzügliche und beschämende Bemerkungen, aufdringliche Blicke oder unerwünschter körperlicher Kontakt.

Wer sind die Opfer – Wer sind die Täter

Unabhängig von ihrem Alter, Aussehen und Verhalten kann jede Frau von sexualisierter Belästigung betroffen sein.

Den typischen Täter gibt es nicht. Täter können alle Männer sein, unabhängig von Herkunft, Alter und Bildungsstand. Den Tätern geht es bei sexualisierter Belästigung immer um Macht, Kontrolle und Erniedrigung. Häufig stellen die Täter die Belästigung als Witz oder Kompliment dar. Jedoch: Sexualisierte Belästigung ist sexualisierte Gewalt.

Ausmaß

Laut einer Studie des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2004) erlebt jede zweite Frau sexualisierte Belästigung. Im Jahr 2022 hat die Beratungsstelle Frauen-Notruf eine Umfrage (N=506 Frauen) in Münster zum Thema mit durchgeführt. Ergebnisse (hier Link zu den Ergebnissen hinterlegen) dieser Umfrage sind:

  • 81 % der befragten Frauen wurden mind. 1x belästigt
  • 93% der befragten Frauen kennen die Angst vor Belästigung
  • Bei 45,9 % der Belästigungen handelte es sich um anzügliche/beschämende Bemerkungen
  • 41,5 % der befragten Frauen gaben an, aufdringliche oder unangenehme Blicke erlebt zu haben
  • 33,4 % der befragten Frauen berichten von unerwünschtem körperlichem Kontakt und 32,1 % von vermeintlichen Komplimenten

Folgen von sexualisierter Belästigung

Die Folgen sexualisierter Belästigung können vielschichtig sein. Sie können physische und psychische Probleme hervorrufen, wie z.B. Angstzustände, Schlafstörungen, Selbstwertprobleme, Magen-Darm-Erkrankungen oder auch Depressionen und Essstörungen.

Viele Frauen verändern nach einer Belästigungssituation ihr Verhalten. Sie vermeiden z. B. bestimmte Orte oder gehen zu bestimmten Tageszeiten nur noch in Begleitung nach draußen. Viele Frauen telefonieren, wenn sie alleine unterwegs sind oder sie tun so als ob. Frauen halten oftmals auch den Schlüssel in der Hand - als mögliche Waffe oder um schneller ins Haus zu kommen.

Das können Sie tun, wenn Sie sexuell belästigt werden:

Eine Belästigung kommt zumeist plötzlich und unerwartet. Die Frau muss in wenigen Sekunden entscheiden, wie sie reagiert. Es gibt kein falsches Verhalten in der Belästigungssituation. Die Belästigung selbst ist das falsche Verhalten! In unserer Umfrage wurden folgende Reaktionen in einer Belästigungssituation angegeben:

  • ignorieren (45,3 %)
  • nonverbal, z.B. mit einem Blick oder einer Geste (24,3 %)
  • sich in Sicherheit bringen (20,8 %)
  • sagen, dass es als unangenehm empfunden wird (16,8 %)
  • jmd. zur Unterstützung holen (9,5 %)
  • laut zur Wehr setzen (9,5 %)
  • körperlich wehren (5 %)

 

Weitere Reaktionsmöglichkeiten können folgende sein:

  • Distanz schaffen, auch verbal: den Täter mit „Sie“ ansprechen
  • Peinlichkeit zurückgeben: benennen, was der Täter macht
  • keine Fragen stellen und nicht in eine Diskussion gehen
  • wenn es sich um eine Gruppe handelt: eine Person aus der Gruppe direkt ansprechen

Schutz- und Präventionsmaßnahmen können hilfreich sein. Aber: Die Verantwortung für die Tat trägt immer der Täter allein.


Sexualisierte Belästigung ist eine Straftat, wenn eine Person eine andere Person in sexueller Weise berührt und dadurch belästigt. Es kann in diesen Fällen innerhalb einer Frist von drei Monaten Anzeige bei der Polizei erstattet werden.

Rufen Sie uns an. Wir beraten Sie gerne.

0251/34443